Ein guter Arzt muss vor allem ein guter Mediziner sein? Falsch gedacht. Moderne Patienten haben ihr Anspruchsdenken grundlegend geändert. Was Niedergelassene wissen sollten.
Geahnt haben es viele. Nun ist es wissenschaftlich belegt: Niedergelassene Ärzte führen ihre Praxis überwiegend nach kaufmännischen, wirtschaftlichen Aspekten – und verlieren dabei zum Teil die Patienten aus dem Blick. Das belegt eine Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), Aalen, die im Dezember veröffentlicht wurde.
Der Erhebung zufolge spielen taktische Steuergrößen wie der Quartalsgewinn, Umsatzzahlen und Praxisauslastung stehen bei den niedergelassenen Ärzten die tragende Rolle. Kriterien wie das Ansehen der eigenen Praxis in der Öffentlichkeit oder das Empfehlungsmanagement messen die Mediziner hingegen weniger Bedeutung bei. Gleiches gilt für die Einführung neuer Technologien bei der Terminvergabe oder die Rezeptbestellung via Internet.
Unterschiedliche Prioritäten
Für die Studie befragten die Wissenschaftler der HTW Aalen 183 Allgemeinmediziner, Praktiker, Internisten sowie 119 Fachärzte anderer Fachgruppen, was ihnen bei der täglichen Arbeit bzw. bei der Praxisführung besonders wichtig ist.
Die Rangliste der Ärzte sah folgendermaßen aus (Abweichungen zwischen API und Fachärzten siehe Grafik).
- Umsatz pro Quartal
- Terminauslastung
- Patienten pro Quartal
- Quartalsgewinn
- Aktuelle Liquidität
- Patientenauslastung
- Kosten/Nutzen-Analysen der einzelnen Mitarbeiter in der eigenen Praxis
- Patienten pro Tag/Woche, etc.
- Prognose Patientenzahl pro Zukunft
- Anzahl der Patienten, die auf Empfehlung kommen
- Anzahl der Bewerbung auf Stellenausschreibungen
- Ruf
- Nutzung neuer Zugangskanäle zum Patienten wie etwa Rezeptbestellung via Internet
- Nutzung neuer Produkte und Dienstleistungen, die womöglich noch nicht abrechnungsfähig sind
Quelle: HTW Aalen