Aktuelle Studien zeigen, dass immer mehr Menschen unter Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit leiden. Dies stellt Haus- und Fachärzte vor neue Herausforderungen, denn psychische Reaktionen auf physische Erkrankungen und exogene Faktoren bedürfen einer entsprechend adäquaten Versorgung. Während bei Vertragsärzten der jeweilige Zulassungsrahmen die Behandlungsmöglichkeiten regelt bzw. einschränkt, werden die Chancen auf das Recht zur Erbringung einschlägiger Leistungen und deren Abrechnung bei Privatpatienten nicht selten erheblich unterschätzt.
Physische und psychische Komponenten nicht vergessen
Schwere akute oder chronische Erkrankungen wie z. B. Rheuma, Diabetes, KHK, Hypertonie oder insbesondere Tumorleiden beeinträchtigen nicht nur die körperliche Gesundheit eines Menschen, sondern wirken sich auch nachhaltig auf die psychische Verfassung aus. Daher brauchen die betroffenen Patienten neben umfassender Diagnostik auch ganzheitliche Therapieansätze.
Grundsatz: Keine Therapie ohne Diagnostik
Vor der eigentlichen Behandlung ist erst einmal eine Abklärung der Beschwerden durch physische und psychische Untersuchungen erforderlich. Während die körperlichen (organischen) Untersuchungen in schöner Regelmäßigkeit durchgeführt und abgerechnet werden, gerät die psychische Diagnostik in den Hintergrund. Da eine eingehende psychiatrische (psychische) Untersuchung auf verbaler Ebene stattfindet und die Übergänge von der Anamnese- und Befunderhebung zum Therapiegespräch fließend sind, wird die Dokumentation der entsprechenden psychischen Untersuchung vernachlässigt und die Berechnung der einschlägigen Leistung nach Nr. 801 GOÄ vergessen. Auch der Ansatz der Gesprächsleistungen nach Nr. 804 oder 806 erfolgt bei multifaktoriellen Krankheitsbildern nur selten, obwohl in vielen Fällen die mit der Erkrankung und ihren weitreichenden Auswirkungen auf die Lebensführung sowie auf soziale Aktivitäten verbundenen psychischen Belastungen vorrangig thematisiert und therapiert werden.
